Um den Arbeitsplatz der Zukunft zu gestalten, braucht es viel mehr als die Digitalisierung analoger Abläufe.
Gefragt sind ganzheitliche Konzepte, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, um daraus digitale Maßnahmen abzuleiten.
Das gilt vor allem für die jungen Mitarbeiter, die ihre Arbeitsweisen im Unternehmen wiederfinden wollen. Der digitale Arbeitsplatz, ein vor allem noch schnellerer kultureller Wandel, künstliches Leben und der Faktor Mensch müssen die Arbeit der Zukunft neu definieren und werden so zugleich zu einer der größten Herausforderung für Unternehmen und deren Mitarbeiter. Unternehmen hinken bereits heute enorm hinterher, vor allem in Österreich. So ist der digitale Wandel für viele Unternehmer meist ein Begriff, der die Digitalisierung analoger Abläufe mit Software und Tools beschreibt – aber nicht viel mehr. Die großen Hersteller liefern eine überwältigende Anzahl an Diensten und Programmen. Die Mitarbeiter haben bereits heute den Überblick verloren und sind hoffnungslos überfordert. Unternehmen sind damit beschäftigt, neue Software auszurollen, in der Hoffnung, dass Mitarbeiter diese sofort verstehen und richtig einsetzen werden und glauben, dass damit die digitale Transformation vollzogen ist. Dabei hat man nur zu viele Programme mit zu vielen Optionen und Daten erschaffen, mit der Konsequenz, dass sich viele Menschen »verbrannt« fühlen. Die Mitarbeiter der Zukunft sind Menschen, die mit virtuellen Kollegen vor allem produktiver für Unternehmen tätig sein werden. Sie wollen sich vermehrt in kleineren Gruppen selbst organisieren und werden damit vor allem dem mittleren Management so zur stärksten Konkurrenz.
In Zukunft zählt vor allem der Faktor Mensch
Neben Technologie und Tools muss sich die Zukunft der Arbeit daher vor allem um den Mitarbeiter drehen, der als zentrales Element jedes Unternehmens bestimmte Arbeitsbedürfnisse und Ängste hat, die ein Unternehmen erst mal erfüllen und ernst nehmen muss. Firmen, die langfristig die Überlastung ihrer Mitarbeiter nicht ernst nehmen und entsprechend reagieren, werden schlicht und einfach den digitalen Wandel nicht überleben. Während sich viele Unternehmen mit der Digitalisierung ihrer alteingesessen Prozesse beschäftigen und bemüht sind, diese zu optimieren, beschäftigt man sich bereits in den obersten Etagen mit übergreifenden digitalen Arbeitsplatz-Konzepten und den dazugehörigen Begleitmaßnahmen, um Mitarbeiter tatsächlich produktiver zu machen. Dieser Arbeitsplatz der Zukunft darf nur noch jene Informationen liefern, die auch tatsächlich benötigt werden. Das heißt: Daten und Programme werden Mitarbeitern je nach Bedarf bereitgestellt, wenn diese eben gerade benötigt werden und auch wirklich für einen bestimmt sind. Der Arbeiter der Zukunft verlangt zurecht eine bessere Work-Life-Balance und will nicht weiter »verbrannt« werden – und das nicht nur zum Eigennutz, sondern auch im Sinne des Arbeitgebers.
Selbstorganisation
Das Arbeiten in der Zukunft bedeutet auch das Arbeiten in kleineren, sich selbst bildenden Einheiten. Diese Gruppen entscheiden selbst, wer in der Gruppe der »Manager« sein soll und gestalten ihre Arbeitsweise selbst so, wie es für die Gruppe und die gestellten Aufgaben am idealsten ist. Auf diese Weise arbeiten Jugendliche bereits heute überall, auch in ihrer Freizeit, und werden dies später in Unternehmen nicht anders erwarten. Mitarbeiter wollen sich nicht mehr mit verschiedenen Tools beschäftigen, die alle anders aussehen, anders bedienbar und somit unflexibel sind. Es wird ein einheitliches Benutzerinterface verlangt, das ohne große Schulungen am besten sofort verstanden wird und überall zur Verfügung steht – wohl einer der größten Vorteile von Cloud-basierenden Technologien. Der Arbeitsplatz der Zukunft benötigt also Komponenten, die intelligent, flexibel und sofort nutzbar sind.
Arbeiten mit künstlichen Kollegen
Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass künstliche Intelligenz und smarte Maschinen in Form von virtuellen Kollegen unseren Alltag und digitalen Arbeitsplatz in der Zukunft begleiten werden. Während man sich heute vermehrt mit Themen wie Datenschutz (zum Beispiel EU-Datenschutzrichtlinie) beschäftigt, arbeitet man in Labors bereits fieberhaft daran, künstliches Leben zu erschaffen. Die Technologiehersteller läuten parallel dazu bereits das Zeitalter der künstlichen Intelligenz ein. Hersteller wie Google, Amazon, IBM und Microsoft haben bereits ihre Strategien erfolgreich in Szene gesetzt. Alle wollen künstliche Intelligenz für jedermann zur Verfügung stellen, um die nächste Generation der virtuellen Arbeiter in Unternehmen zu etablieren – und tun das auch bereits. So gibt es bereits zahlreiche kognitive Dienste am Markt, die Emotionen, das Alter und das Geschlecht erkennen oder gar alle Fotos automatisch beschlagworten. Viele solcher Funktionalitäten kennen Menschen bereits aus dem täglichen Leben und künstliche Intelligenz sowie maschinelles Lernen sind bereits sehr stark verbreitet Es wird also Zeit, dass Unternehmen diese Möglichkeiten zu nutzen beginnen.
Zu viele Daten in einer beschränkten Zeit
Es werden bereits heute derartig viele Daten produziert, dass wir diese als Mensch in unserer endlichen Zeit einfach nicht mehr bewältigen können. Wir sind somit gezwungen, virtuelle Kollegen zu nutzen, die uns etwa unsere Mails aussortieren, uns die richtigen Daten zur richtigen Zeit entsprechend gefiltert am digitalen Arbeitsplatz der Zukunft bereitstellen oder uns beim Vereinbaren von Terminen unterstützen – ohne dass wir die Programme und Daten dahinter verstehen müssen. Denn diese intelligenten, künstlichen Arbeiter werden die im Hintergrund befindlichen Programme und Daten einfach für uns bedienen, weil sie dies besser, genauer und vor allem schneller machen können als jedes menschliche Wesen. Und wer schneller ist, ist bekanntlich klar im Vorteil. Dies gilt besonders für Unternehmen im Wettbewerb. Neben der Schnelligkeit braucht es übergreifende digitale Arbeitsplatz-Konzepte, die vor allem dabei helfen, die nötigen kulturellen Veränderungen und Maßnahmen begleitend umzusetzen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Bots wird den digitalen Arbeitsplatz der Zukunft wohl am stärksten beeinflussen. Der Arbeiter der Zukunft wird sich daran gewöhnen müssen, dass Computerprogramme und künstliches Leben Begleiter in der täglichen Arbeit sein werden. Unternehmen werden sich bereits heute darauf einstellen sowie ihre Strategien dahingehend anpassen müssen, denn Unternehmen, die ohne künstliche Intelligenz und (Ro-)Bots auskommen wollen, werden es in Zukunft sehr schwer haben.
Angst vor der Zukunft?
Menschen haben bereits heute zurecht große Bedenken überwacht und kontrolliert zu werden, und viele haben Angst, dass Computerprogramme eines Tages unsere Arbeit erledigen. Und tatsächlich wird dies in vielen Bereichen auch so sein. Ethische Fragen und Ängste werden die Gesellschaft – wie immer bei solchen Errungenschaften – somit stark beschäftigen, denn die künstliche Intelligenz wird wohl einer der großen Game-Changer für die Zukunft der Arbeit sein. Wir alle werden uns darauf einstellen müssen, dass künstliche Intelligenz uns immer und überall begegnen wird: Die Computeralgorithmen werden uns autonom und sicher von einem Standort zum anderen leiten, uns helfen, z. B. Krebs besser und schneller zu erkennen, sie werden unseren Gesundheitszustand einschätzen, uns helfen gesünder zu leben und Arbeiten erledigen, für die sie nun mal besser geschaffen sind. Die Unternehmen, die das früh erkennen und sich das zunutze machen, haben die beste Chance, aus dem digitalen Wandel gestärkt hervorzutreten.
Quelle: Gastkommentar | Erschienen im September 2017 | Computerwelt Top 1001 Magazin, CW Fachverlag | Autor: Nahed Hatahet
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