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AutorenbildNahed Hatahet

Im Jahr 2030: Die Zukunft der Arbeit

Aktualisiert: 18. Okt. 2021

Der Keynote-Speaker und Digitalexperte Nahed Hatahet wirft in seinem Gastartikel für den Bildung und Karriere-Guide des NEW BUSINESS Verlags zum Thema "Arbeit im Jahr 2030" einen Blick in die gar nicht so ferne Zukunft der Arbeitswelt. Was wird bleiben, und welche Rolle wird der Mensch dabei spielen?


Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich 1982 meinen ersten Computer bekommen habe – einen Sinclair ZX Spectrum mit 48 KByte Speicher und einem Kassettenlaufwerk zum Speichern der Programme und Daten. Ich konnte als Kind mit dieser für mich faszinierenden Technologie meine Kreativität so richtig entfalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, ich arbeite mit Leidenschaft und Kreativität. Was sich aber verändert hat, ist unsere Arbeitswelt, und so stehen uns Menschen heute derartig viele digitale Möglichkeiten zur Verfügung, dass wir diese in unserer endlichen Zeit nicht mehr verarbeiten können. Das Zeitalter künstlicher Intelligenz hat begonnen und wird die moderne Arbeitswelt revolutionieren. Doch wie wird die Arbeit der Zukunft aussehen, wenn vermehrt Maschinen unsere Arbeit erledigen werden? Was wird bleiben, und welche Rolle wird der Mensch dabei spielen? Lassen Sie uns einen Blick in das Jahr 2030 werfen und gemeinsam mutmaßen, wie eine Welt der Arbeit aussehen könnte, in der Maschinen die neue Arbeiterklasse sind.


Die Frage nach dem Sinn der Arbeit

Menschen in unseren Breiten sind größtenteils maßlos überlastet und fühlen sich ausgebrannt, andere arbeiten aus Leidenschaft und haben in der Arbeit ihre Erfüllung und wortwörtlich Berufung gefunden – wieder andere fühlen sich „versklavt“ und wollen eigentlich gar nicht mehr arbeiten. Schon heute suchen wir vermehrt nach dem Sinn unserer Arbeit. Die Zukunft soll also mehr sinnbehaftete Arbeit für uns Menschen bieten.



„Intelligente Maschinen werden uns Menschen langfristig von „stupiden“ Aufgaben befreien und dadurch der Arbeit wieder mehr Sinn geben.“

(Zitat: Nahed Hatahet, Keynote-Speaker, Digitalexperte, Berater und Mentor)


Technologie wird dies auch möglich machen und vielen mehr Freizeit und bessere Arbeitsbedingungen bringen. Intelligente Maschinen werden uns Menschen langfristig von „stupiden“ Aufgaben befreien und dadurch der Arbeit wieder mehr Sinn geben. Im Jahr 2030 werden bereits viele Menschen diese neue Arbeitswelt erleben, in der es nicht mehr darum geht, für Stunden bezahlt zu werden – sondern vielmehr für Ergebnisse und Dienste, die nur wir Menschen verrichten können.


Kreativität, Bewusstsein und emotionale Intelligenz

Was uns Menschen von Maschinen unterscheidet, sind zum Beispiel Kreativität, Bewusstsein und emotionale Intelligenz, die wir alle in uns tragen. Wissenschaftlich gesehen sind die Mechanismen, wie diese Fähigkeiten in unserem Gehirn entstehen, nicht bekannt. Wir kennen zwar die Gehirnregionen, die dafür zuständig sind, und können entsprechende Hirnströme messen, mehr aber auch schon nicht. Daher werden sich diese menschlichen Eigenschaften auch nur sehr schwer digital nachbilden lassen. Meiner Meinung nach wird das 2030 nicht anders sein. Die heutige künstliche Intelligenz bietet durch maschinelles Lernen viele faszinierende Möglichkeiten, doch fehlt es diesen Maschinen einfach an menschlichem Gespür. Es ist daher logisch, dass auch die Arbeitswelt von morgen ohne uns Menschen nicht funktionieren kann. Wir werden jene Aufgaben erledigen, bei denen Kreativität, Bewusstsein, emotionale Intelligenz und viele andere unserer so besonderen Stärken gefragt sein werden.


Arbeitskultur statt Überstunden und Burnout

Der sogenannte Arbeitskulturwandel wird schon jetzt von vielen Unternehmen als einer der wichtigsten Schritte für deren Zukunft angesehen. Unternehmen erkennen, dass Überstunden und überlastete Mitarbeiter keine Lösung sind. Die Menschen von heute sind durch zu viel Arbeit und Überlastung wortwörtlich krank geworden und leiden an Burnout und digitaler Überforderung. 2030 werden wir in vielen Unternehmen mit Sicherheit eine neu gelebte Arbeitswelt vorfinden. Maschinen werden einen Großteil der heutigen Arbeiten erledigen. Wir Menschen werden von künstlich intelligenten Maschinen nicht nur begleitet, sondern vor allem entlastet werden. Diese Technologien sind daher u. a. dafür verantwortlich, dass eine neue Arbeitskultur überhaupt erst entstehen kann.



„Fähigkeiten wie Kreativität zeichnen den Menschen gegenüber der Maschine aus. Bis die Wissenschaft mehr davon verstanden hat, wird das auch so bleiben.“

(Zitat: Nahed Hatahet, Keynote-Speaker, Digitalexperte, Berater und Mentor)


Nicht nur im Bereich der Kommunikation und Zusammenarbeit, sondern vor allem durch eine Entlastung der Mitarbeiter und eine Wertschätzung dieser. Die Arbeitenden der Zukunft werden vermehrt weniger Stunden leisten müssen, das Gleiche verdienen und kreativeren und intelligenteren Aufgaben nachgehen können, bei denen das wahre Potenzial jedes Einzelnen entfaltet wird, ohne Überstunden und ohne Burnout.


Ortsunabhängige und flexible Arbeitsmodelle

Wir erleben heute, durch die Pandemie, bereits die ersten großen Veränderungen der Arbeitswelt. Ortsunabhängiges Arbeiten ist erzwungenermaßen voll im Trend – und wir erfahren, dass dies auch ganz gut funktioniert. Viele Menschen wollen das auch nach der Pandemie beibehalten, und 2030 wird es vollkommen normal sein: Arbeiten wann man will und von wo man will. 2030 werden auch das Arbeitszeitgesetz und die staatlichen Vorgaben entsprechend angepasst sein, und Home-Office wird zur Selbstverständlichkeit. Unternehmen werden verstanden haben, dass es um Vertrauensarbeitszeit geht. Auch der Faktor Büro wird anders bewertet sein – Büros dienen 2030 vermehrt als Orte, an denen man sich kreativ austauschen kann. Büroflächen werden kleiner sein. Das Konzept der Open Spaces wird sich in den meisten Unternehmen „ehrlich“ durchgesetzt haben und nicht wie heute mehr oder weniger als Werbeplakette nach außen dienen, um neue Mitarbeiter zu fangen – die dann wiederum im Büro ihre Arbeitszeit absitzen müssen. 2030 werden wir das Konzept der Open Spaces im vollen gegenseitigen Vertrauen und ohne Zwang erleben.


Der Faktor Freizeit, Familie und Arbeit

Wir Menschen benötigen mehr Freizeit und vor allem mehr Zeit für unsere Familien. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen ihre Eltern. 2030 werden wir auch dafür bessere Lösungen gefunden haben. Mama und Papa werden mehr Zeit für ihre Kinder haben, und wir alle werden mehr Freizeit genießen können. Jugendliche wollen schon heute nicht mehr im Hamsterrad laufen und so viel arbeiten, wie ihre Eltern dies heute tun müssen. Zu Recht, denn das Leben besteht nicht nur aus Arbeit.



„Menschen mit einer guten Work-Life-Balance und mehr Freizeit sind wesentlich produktiver.“

(Zitat: Nahed Hatahet, Keynote-Speaker, Digitalexperte, Berater und Mentor)


Außerdem ist nachgewiesen, dass Menschen mit einer guten Work-Life-Balance und mehr Freizeit wesentlich produktiver sind. Schon heute vermögen neue Technologien wie maschinelles Lernen, unser Arbeitsverhalten zu beurteilen, und geben Empfehlungen ab, wie wir uns selbst optimieren können. 2030 werden uns verschiedenste Assistenzsysteme dabei helfen, ein besseres Leben zu führen, und Unternehmen werden mit entsprechenden Work-Life-Balance-Zielvorgaben dafür sorgen, dass Mitarbeiter nicht mehr durch Arbeit wortwörtlich verbrannt werden. Menschen soll es bei der Arbeit einfach gutgehen.


Die Individualisierung der Ausbildung

Unser Bildungssystem ist bereits heute veraltet und darauf ausgelegt, Arbeitende mit hoher Spezialisierung auszubilden. Jedoch in vielen Bereichen für Berufe, die es in Zukunft in dieser Form gar nicht mehr geben wird, weil diese eben von intelligenten Maschinen übernommen werden. In der Zukunft geht es vermehrt darum, Menschen mit einem breiten Basiswissen auszubilden, und das eigentliche Potenzial jedes Einzelnen zu fördern. Wir werden uns laufend und stark individualisiert ausbilden lassen müssen. Das Zeitalter des „einmal ausgebildet Sein und ein Leben lang davon Profitieren“ ist vorbei, das wissen wir heute schon. Vielmehr braucht es in Zukunft Menschen mit der besonderen Fähigkeit, sich ständig weiterbilden und anpassen zu können. Unser Bildungssystem wird sich auf ein solches lebenslanges Lernen und laufendes Umlernen spezialisieren müssen – schließlich ändern sich durch die Digitalisierung permanent die Anforderungen an den Arbeitsmarkt und dadurch an die Arbeitenden. Das Bildungssystem hätte schon längst reformiert werden müssen und schreit geradezu nach einer Bildungsrevolution. Es bleibt abzuwarten, ob wir diese große Herausforderung schon 2030 vollständig umgesetzt haben werden. Zu diesem Zeitpunkt werden Lehrer und Ausbildner aber bereits zum Teil von intelligenten Maschinen begleitet. Das digitale Lernmaterial wird sich künstlich intelligent an den jeweiligen Menschen optimal anpassen können.


Der Mensch im Mittelpunkt der Arbeit

Die Zukunft der Arbeit stellt die eigentlichen Stärken von uns Menschen gegenüber intelligenten Maschinen in den Mittelpunkt. Wie bereits erörtert, haben wir Fähigkeiten, die auch 2030 nicht durch Technologie ersetzt werden können. Künstlich intelligente Begleiter werden einfache, aber auch komplexe Aufgaben für uns erledigen. Unbestritten ist, dass dadurch viele Arbeitsbereiche, in denen heute Menschen arbeiten, durch Maschinen besetzt werden. Das war aber in der Vergangenheit auch nicht anders.



„Die Zukunft der Arbeit stellt die eigentlichen Stärken von uns Menschen gegenüber intelligenten Maschinen in den Mittelpunkt.“

(Zitat: Nahed Hatahet, Keynote-Speaker, Digitalexperte, Berater und Mentor)


Diesmal kommt uns jedoch eine besonders wichtige Rolle zu. Wir werden die „Seele“ oder der „Geist“ dieser intelligenten Maschinen sein. Wir werden Arbeiten erledigen, die vor allem Kreativität, emotionale Intelligenz und das sogenannte Menschliche benötigen – unser umgangssprachliches „Gespür“. Etwas, das uns eine Maschine nicht so schnell nachmachen können wird. Hoffentlich.

 

Quelle: Publiziert auch im Bildung & Karriere-Guide 2021, Seite 64ff, NEW BUSINESS Verlag GmbH, PRINT und ONLINE, September 2021, Autor: Nahed Hatahet


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